22. Februar 2024 – Lesung: Stalin, der Weizen und ich

8 Feb

In ihrem Buch „Stalin, der Weizen und ich – Eine ukrainische Kindheit“ (original: „Quand Staline nous affamait – Récit d’un survivant ukrainien“) erzählt die Autorin Catherine Koleda die Geschichte ihres Vaters, den sie dafür vor seinem Tod interviewte. Es ist ein unglaubliches, oft erschütterndes und dann wieder fast märchenhaft anmutendes Abenteuer einer langen Flucht aus der Ukraine nach Frankreich, das sie zu Papier gebracht hat. Das Buch erschien 2015 in Frankreich bei Éditions Jourdan. 2022 ist die Ukraine aus traurigem Anlass ins Interesse der Weltöffentlichkeit gerückt – die Geschichte scheint sich zu wiederholen. So erschien eine französische Neuauflage bei Éditions Rue de Seine. Und nun liegt auch erstmals eine deutsche Übersetzung vor.

Das IF Mannheim hat aus diesem Anlass eine Lesung mit Catherine Koleda und ihrer Übersetzerin Anne Thomas organisiert. Die Veranstaltung ist in deutscher Sprache und findet am 22. Februar 2024 von 18:30 bis 20:00 Uhr im Goethe-Institut Mannheim statt. Der Eintritt ist frei. Zudem gibt es die Möglichkeit, die Bücher an diesem spannenden Abend käuflich (nur in Bar) zu erwerben.

Zur Autorin: Catherine Koleda ist studierte Dolmetscherin und Übersetzerin. Sie arbeitet seit Jahren als selbstständige Fachübersetzerin und ist außerdem Französisch-Dozentin an der Universität Mannheim. Da die Lebensgeschichte ihres Vaters sie von jeher fasziniert hat, nahm sie Mitte der 1990er Jahre seine Erzählungen auf Band auf und verfasste das französische Original des vorliegenden Textes. Aufgrund ihrer persönlichen Verbindung und der tiefen Verbundenheit ihres Vaters zu Deutschland war es ihr ein großes Anliegen, dass das Buch ins Deutsche übersetzt wird. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine gab dann den entscheidenden Ausschlag.

Zur Übersetzerin: Anne Thomas wurde 1988 in Karl-Marx-Stadt geboren und wuchs nach geglückter Republikflucht 1989 in Flensburg auf. Seit 2013 lebt und arbeitet sie als freie Literaturübersetzerin in Paris, dazu kommen regelmäßige Aufenthalte in Berlin und London. Ein willkommener Ausgleich zur einsamen Arbeit am Schreibtisch sind Einsätze als Dolmetscherin bei Lesungen und Tagungen sowie das Durchführen von Übersetzungsworkshops an Schulen.

Zum Buch: Anfang der 1930er Jahre trat unter dem Diktator Stalin in der Sowjetunion eine neue Landwirtschaftspolitik in Kraft – wer sich der Zwangskollektivierung widersetzte, wurde gewaltsam gefügig gemacht, eingesperrt oder getötet. Gezielte Zwangsrequirierungen bei den sogenannten Kulaken (mehr oder weniger wohlhabenden Bauern) lösten in der Ukraine eine schwere Hungersnot aus. Der Bevölkerung war es verboten, das Land zu verlassen, wer es dennoch tat, wurde zurückgeschickt oder wanderte direkt in den Gulag – der Holodomor, Tod durch Hunger, hatte Methode und wurde unter Stalins Regime gezielt als Waffe eingesetzt. All das hat der gebürtige Ukrainer Nikolai Koliada, Jahrgang 1926, als Kind und Jugendlicher am eigenen Leib erfahren. Gemeinsam mit Eltern und Geschwistern, die als Kulaken galten, musste er aus der Ukraine fliehen. Nach einer jahrelangen Odyssee durch die Sowjetunion, teils unter deutscher Besatzung, und einem Umweg über Deutschland, wo die Familie sehr herzlich aufgenommen wurde und das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte, landete sie 1945 schließlich in Frankreich und fand dort eine neue Heimat.

Um Anmeldung unter kultur@if-mannheim.eu wird gebeten.

Dies ist eine Veranstaltung des IF Mannheim in Kooperation mit dem Goethe-Institut Mannheim.

Termin: Donnerstag, 22. Februar 2024, 18:30 Uhr
Ort: Mediothek, Goethe-Institut Mannheim, Oskar-Meixner-Str. 6, 68163 Mannheim
Eintritt: frei
Anmeldung: kultur@if-mannheim.eu